Erfahrungsbericht vom ehemaligen Vorstand Josef Kloker im Jahr 2012

Die letzten Jahre im VfL-Munderkingen waren gekennzeichnet durch vielfältige, rasante Entwicklungen im Bereich der Vereinsführung im Hauptverein. Aber auch in den 12 Abteilungen gab es viele, zum Teil sehr erfreuliche Entwicklungen. Als ehemaliger Vorstand im VfL Munderkingen werde ich in einer Art Außensicht den Fokus eher auf allgemeine Sportperspektiven ausrichten.

Vereinsmanagement

Der Hauptverein hat inzwischen semiprofessionelle Strukturen aufgebaut, die eine professionelle Vereinsführung ermöglichen. Mit „Frau Enderle von der Geschäftsstelle“ ist eine lückenlose, professionelle Verwaltung der Mitglieder verbunden. Frau Enderle hat das Glück, im Zentrum der Stadt in einem repräsentativen Gebäude residieren zu dürfen. Das tut dem VfL gut! An mehreren Terminen im Verlauf der Woche sind für die Mitglieder im VfL Munderkingen Sprechzeiten eingerichtet. Neben dieser bezahlten Arbeitskraft gibt es in der VfL Vorstandschaft erfreulicherweise ehrenamtlich motivierte, qualifizierte, engagierte Personen, die viel Zeit und Herzblut für die (Weiter-) Entwicklung des Gesamtvereins aufbringen. Die Mannschaft ist in allen Funktionen sehr gut und auch komplett besetzt. Großartig!

Ehrenamt

Nach Erhebung des Freiwilligensurveys des Bundesfamilienministeriums sind 10 Prozent der Bevölkerung im organisierten Sport ehrenamtlich organisiert. Für Munderkingen gesprochen hieße das, dass ca. 500 Bürgerinnen und Bürger als Abteilungsleiter, Trainer, Übungsleiter, Kassenprüfer, Beisitzer, Stellvertreter, Zeugwarte und weiteres in den verschiedenen Sportvereinen der Stadt engagiert wären. Der VfL Munderkingen mit seinen 12 Abteilungen einschließlich der VfL-Vorstandschaft benötigt für einen geordneten Ablauf aller Aktivitäten eine beachtliche Heerschar an ehrenamtlich Tätigen.

Der Freiwilligensurvey zeigt aber auch, dass die Zahlen der Ehrenamtlichen rückläufig sind. Zwar erfolgt der Rückgang auf hohem Niveau, der Trend ist jedoch eindeutig. Die Bindung und Gewinnung von Ehrenamtlichen ist auch im VfL Munderkingen zum Teil ein Problem, bisher war es jedoch erfreulicherweise immer möglich, die verschiedenen Ämter und Stellen zu besetzen. Die „klassische“ Karriere im Sport-Ehrenamt wird zunehmend seltener – also der Weg über die eigene sportliche Aktivität hin bis zur späteren Übernahme eines Wahlamtes im Verein.

Gerade junge Menschen haben nicht mehr nur den Wunsch sich einzusetzen und einen Beitrag für die Gemeinschaft zu leisten. Sie wollen auch beteiligt werden, ihre Interessen vertreten, eigene Kompetenzen erweitern und neue Erfahrungen sammeln. So ist es im VfL Munderkingen gelungen, in einigen Abteilungen die Jugendvertretungen auszubauen. Im VfL Munderkingen ist die Jugendvertretung sogar in den Vorstandssitzungen vertreten. Das ist eine sehr erfreuliche Entwicklung.

Sportvereine stehen heutzutage vor vielfältigen gesellschaftlichen Herausforderungen. Dazu zählt auch eine ganze Reihe aktueller Themen – vom demografischen Wandel und der flächendeckenden Einführung der Ganztagsschule über die Jugendarbeit bis hin zu Gesundheit und Ehrenamt u.v.m. Zunehmend in Vergessenheit gerät darüber, dass unsere Vereine eine originäre und wichtige Aufgabe haben. Denn die Kernaufgabe der Sportvereine ist es, attraktive und zeitgemäße Angebote zur sportlichen Betätigung für alle Altersgruppen und Gesellschaftsschichten zu ermöglichen. Dabei sind sie in erster Linie den Interessen ihrer Mitglieder verpflichtet und stellen deren Bedarf und Bedürfnisse in den Vordergrund. Dies schließt beispielsweise auch ein, auf eine veränderte Sportnachfrage und entsprechendes Mitgliederverhalten zu reagieren. Der VfL Munderkingen bietet den Bürgerinnen und Bürger der Stadt Munderkingen ein breit gefächertes Sportangebot. So lässt es sich in Munderkingen gut leben! Zweifelsohne muss sich der VfL Munderkingen im gesellschaftlichen Umfeld behaupten. Auf die komplexen Veränderungen und Bedingungen unserer Zeit immer die richtigen Antworten zu finden, ist naturgemäß nicht einfach. Oft fehlen den Verantwortlichen im Vereinsalltag für eine intensive Zukunftsorientierung und strategische Ausrichtung des Sportvereins meist Zeit und personelle Ressourcen. Umso erstaunlicher sind die Leistungen der ehrenamtlich Tätigen einzustufen – was da geleistet wird, in den verschiedenen Bereichen ist imponierend.

Sport und Schule

Die Ganztagsschule verändert die Gesellschaft auch in Munderkingen – Kinder und Jugendliche verbringen mehr Zeit in der Schule, gleichzeitig werden Sportvereine, Kirchen, Verbände und Initiativen in die ganztägige Betreuung eingebunden. Wie sollte der Sport mit dieser neuen Situation in der Praxis umgehen? Sicher scheint bislang für die außerschulischen Bildungsträger nur eines: Wer den Wandel nicht aktiv begleitet und seinen Platz einfordert, wird über kurz oder lang abgedrängt.

Das Land und der organisierte Sport in Baden Württemberg haben im Frühjahr 2014 eine gemeinsame Rahmenvereinbarung unterzeichnet. Zusätzliche Bewegungs-, Spiel- und Sportangebote an den Ganztagsschulen sollen geschaffen werden und die örtlichen Sportvereine bei den Themen Sport und Bewegung die ersten Ansprechpartner sein. Damit sowie mit weiteren Punkten der Vereinbarung wird den Sportvereinen bei ihrem Engagement in der Ganztagsschule der Rücken gestärkt. Zusätzlich zu dieser Rahmenvereinbarung ermöglicht ein Eckpunktepapier zwischen Landesregierung und den kommunalen Spitzenverbänden es den Schulen, auf Wunsch bis zur Hälfte ihrer zusätzlichen Lehrerwochenstunden für Ganztagsschulen in Geldmittel umwandeln zu können. Dadurch wiederum können Schulleiter die Übungsleiter aus den Vereinen angemessen honorieren.

Der VfL Munderkingen ist seit jeher kompetenter Partner der Schulen und des Schulsports. Etliche Kooperationen wurden von Übungsleitern der VfL-Abteilungen durchgeführt. Seit einiger Zeit ist eine FSJ-Stelle (freiwilliges soziales Jahr) je zur Hälfte Schule bzw. Verein eingerichtet. Daraus erwachsen gerade für den Bereich Schule-Verein große Chancen. Munderkingen hat sich zum Aufbau einer konsequenten Ganztagsschule entschieden. Dem VfL sollte es gelingen, sich aktiv als Partnern im Ganztag einzubringen. Durch das „Zusammenrücken“ von Schule und Vereine können neue Zielgruppen als Mitglieder gewonnen werden, die insbesondere vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung relevant sind. Für die Zukunft sollte Jugendbegleiter sowie Schülermentoren ausgebildet werden, die über sportliche Aktivitäten die Kopfarbeit in den Schulen bereichern.

Sport ist gesund

Zweifelsohne ist Gesundheit das höchste Gut im Leben, das es mit allen Mitteln zu bewahren gilt. Jedem, der schon einmal eine schwere Krankheit überwinden musste, ist das besonders bewusst. Das Verständnis von gesund als Gegenteil von krank, greift jedoch zu kurz. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) etwa beschreibt Gesundheit als „einen Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens“ (Salutogenese). Diesem Verständnis folgt der VfL Munderkingen. Für die Gesunderhaltung ist körperliche Aktivität ein wichtiger Faktor. Denn regelmäßige Bewegung hält fit und steigert das Wohlbefinden. Bewegung kann zudem Risikofaktoren minimieren und sogar Krankheiten vorbeugen. Nach dem Verständnis des Deutschen Olympischen Sportbundes wird Gesundheitssport als ein Prozess definiert, „der mit den Mitteln des Sports das Ziel verfolgt, Menschen ein höheres Maß an Selbstbestimmung über ihre Gesundheit zu ermöglichen und sie damit zur Stärkung ihrer Gesundheit zu befähigen“. Dafür bietet der VfL Munderkingen vielfältige gesundheitsorientierte Bewegungsangebote an, die auf verschiedene Zielgruppen ausgerichtet sind.

Aktiv älter werden

Wir werden immer älter. Das ist eine Tatsache, über die wir uns einerseits freuen dürfen, auf die wir uns andererseits aber auch einstellen müssen. Bereits heute ist jeder vierte Bürger über 60 Jahre alt. Im Jahr 2030 wird es jeder Dritte sein. Sportvereine als Teil der Gesellschaft sind von diesen Veränderungen in der Bevölkerung genauso betroffen wie die Sportfachverbände. Heute ist „Sport mit Älteren“ ein Themenschwerpunkt auch im VfL Munderkingen. Im VfL Munderkingen versucht man, sich den demografischen Veränderungen zu stellen und bietet Kurse und Sportangebote auch für diese Kohorte an. Die Aus- und Fortbildung Übungsleiter C „Sport mit Älteren“ gilt es zu forcieren, es wäre gut, wenn motivierte und engagierte Mitglieder dazu bereit wären. Denn – auch diese Mitglieder gilt es zu bedienen – dann kann man sie als Mitglied halten.

Und der Sport kommt in Munderkingen ohnehin nicht zu kurz. 12 verschiedene sportliche Disziplinen werden im VfL Munderkingen angeboten. Die Voraussetzungen zum Sporttreiben sind z. T. großartig, wenn man an die Hallensportstätten denkt. Einige Abteilungen – wie etwa Tennis oder Stockschießen – haben sich die Grundlagen für die Ausübung der Sportart in großartiger Art und Weise selbst geschaffen. Die Stadt kann auf die Leistungen des größten Vereins am Ort stolz sein und sollte sich dessen bewusst sein! Beide Seiten sollten an einem Strang ziehen, möglichst in dieselbe Richtung. Daraus erwachsen Synergieeffekte, die den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt zugutekommen.

Es lebe der VfL!